News

Marsch zum Kapitol war Donald Trumps Strategie


Am 19. Dezember – nach einem Treffen mit Mitarbeitern, das nach Schilderungen von Zeugen aus dem Ruder gelaufen war – hatte Trump einen Tweet abgesetzt, in dem er zu Protesten aufrief: “Big protest in D.C. on January 6th. Be there, will be wild!” (in etwa: “Starker Protest in D.C. am 6. Januar. Seid dabei, wird wild!”) In der Anhörung wurden Aussagen rechter Kommentatoren eingespielt, die sich darauf bezogen. Der Verschwörungstheoretiker Jim Watkins antwortete auf eine Frage, wann er sich entschlossen habe, am 6. Januar nach Washington zu gehen: “Als der Präsident der Vereinigten Staaten ankündigte, dass er eine Kundgebung geben würde.”Untersuchungsausschusses zum Angriff auf das US-Kapitol: Trump soll den Marsch zum Kapitol zu seiner Strategie gemacht haben. (Quelle: J. Scott Applewhite/AP/dpa-bilder)

Trump-Vertraute sollen dem Ex-Präsidenten zur Aufgabe geraten haben

Mehrere damalige Vertraute hatten Trump eigenen Angaben zufolge nach der im November 2020 verlorenen Wahl zur Aufgabe geraten. Der Ausschuss zeigte Video-Mitschnitte verschiedener Zeugenbefragungen hinter verschlossenen Türen. Trumps ehemaliger Arbeitsminister Eugene Scalia sagte demnach: “Ich habe ihm mitgeteilt, dass ich denke, dass es für ihn an der Zeit sei anzuerkennen, dass Präsident (Joe) Biden die Wahl gewonnen hat.”Ähnlich äußerte sich frühere Rechtsberater des Weißen Hauses, Pat Cipollone. Er sei der Überzeugung gewesen, Trump müsse aufgegeben. “Es gibt die Möglichkeit, Wahlen anzufechten. Aber die Idee, dass die Bundesregierung die Wahlmaschinen beschlagnahmen könnte – (…) das ist eine schreckliche Idee.” Es gibt schon länger Berichte, wonach im Weißen Haus diskutiert wurde, Wahlmaschinen beschlagnahmen zu lassen, um Betrugsvorwürfen nachzugehen.”Wenn man auf der Verliererseite steht, heißt das nicht, dass man darüber glücklich sein muss”, sagte der demokratische Ausschussvorsitzende Bennie Thompson. Es gebe dann eine Menge, was man tun könne – aber man könne nicht gewalttätig werden. “Was Donald Trump in diesem Moment hätte tun müssen, was von jedem amerikanischen Anführer verlangt worden wäre, war zu sagen: “Wir haben unser Bestes getan, aber wir haben es nicht geschafft.” Er ging den umgekehrten Weg.”Anhänger des republikanischen Präsidenten hatten am 6. Januar 2021 mit Gewalt den Parlamentssitz in der Hauptstadt Washington gestürmt. Dort war der Kongress zusammengekommen, um den Sieg von Trumps demokratischem Herausforderer Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl zu zertifizieren. Der Ausschuss arbeitet nun die Attacke auf. Trump behauptet bis heute ohne irgendwelche Beweise, durch Betrug um einen abermaligen Wahlsieg gebracht worden zu sein. Der 76-Jährige lässt offen, ob er bei der Präsidentenwahl 2024 erneut antreten will.